Heute Morgen sind wir nach einer Nachtfahrt mit dem Bus wieder in Santiago angekommen und so sitze ich hier, während neben mir die letzten Minuten des Fußballspiels Chile - Kolumbien läuft (für Chile siehts nicht so rosig aus, dem entsprechend sehen die Gesichter um mich herum etwas finster aus...) und versuche Ordnung in die zahlreichen Erlebnisse und Bilder der letzten Zeit zu bringen.
Nachdem wir uns in Temuco mit einer Fiesta Alemana mit Apfelschorle und Kartoffelsalat, Schokoladenessen und Nationalhymne usw. gebührend von den Studenten verabschiedet hatten, die wir in unseren zwei Wochen Studentenarbeit dort kennengelernt hatten. Machten wir uns auf die Reise zur Isla Huapi ca 2 Stunden von Temuco entfernt in der Nähe vom Pazifik. Die Mapuche dort betreiben noch Landwirtschaft wie zu Zeiten ihrer Vorfahren, mit Ochsengespann und Pflügen per Hand. Da der Boden dort aber sehr unfruchtbar ist, können sie sich damit kaum selbst versorgen. Es gibt große Probleme mit Alkoholismus und Minderjährigenschwangerschaft. Vida Estudiantil engagiert sich schon länger und in größerem Umfang auf dieser Insel um den Menschen dort zum einen praktisch zu helfen und zum anderen mit dem Evangelium eine neue Lebensperspektive zu geben.
Als kleiner Teil dieses größeren Projektes sind auch wir auf die Insel gefahren um Mehl zu verschenken und den Menschen damit zu sagen: Gott liebt euch und hat euch nicht vergessen.
Von Spenden aus Deutschland konnten wir 250 Säcke Mehl a 20kg mit Hefe und Salz und auch Santa Biblias verschenken. Tja und die wollten dann verteilt sein. So fuhren wir mit mehreren Pickups über die Insel und besuchten die Familien zu Hause. Wirklich unglaublich, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie Menschen heutzutage noch leben.
Am Samstag gestalteten wir dann noch ein Programm für die Kinder und Jugendlichen und spielten auch nochmal das Lifehousedrama vor. Die Reaktion war etwas überraschend: Gelächter. Wer weiß
Untergebracht waren wir während den viert Tagen auf der Insel jeweils zu zweit bei Gastfamilien. Wow, ich hab bei ner Indianerfamilie gewohnt!
Einerseits war das ne total super wertvolle Erfahrung, ihr einfaches Leben so hautnah mitzuerleben, Kühe füttern, "Sanitäranlagen" (Plumpsklo hinterm Schweinestall und Wasserhahn zum waschen auf der Wiese im Garten), Geburt eines Kälbchens, geweckt werden vom Hahnenschrei um 5:15, der absolut genialste Sternenhimmel den ihr euch vorstellen könnt abends auf dem Weg ins Bett (seperate Holzhütte). Und die Familie war wirlich super lieb. Nur auf die Flohstiche hätte ich gerne verzichtet.
Andererseits ist es mir super schwer gefallen, mich von diesen armen Menschen beschenken zu lassen. Wir wurden fürstlich bekocht, fast immer mit Fleisch - das essen die sonst nur ein/zweimal im Monat. Wir haben jeder ein eigenes Zimmer bekommen (ich frag mich, wo die Familie noch geschlafen hat) usw.
Beeindruckt hat mich sehr die Zufriedenheit und das Gottvertrauen meiner Familie, trotz ihres einfachen Lebens. (Und sie waren wirklich arm, zum Beispiel gab es nur drei Messer und zwei Löffel, die dann bei den Mahlzeiten reihum gegeben wurden.) Und natürlich ihre Gastfreundschaft!
Ziemlich bewegt fuhren wir am Sonntag zurück nach Temuco und nach einem Tag Zwischenstopp dort, wurden wir abends am Busterminal von den Chilenen winkend Richtung Hauptstadt verabschiedet.
Mitlerweile ist das Fußballspiel vorbei - Chile hat die WM-Qualifikation leider nicht geschafft, aber die Chilenen tragen es mit Fassung.
Ja und ich sitz da und kann es immer noch nicht so richtig glauben, dass unser Einsatz schon fast vorbei ist.
| Mehlsäcke =) |
| Frühstück - meine Gastmutti macht Sopapillas (fritierter Hefeteig) |
| glückliche =) kleine Schweinchen -14 Tage alt laufen frei über den Hof |
| Mapuchekinder |
| idyllische wunderschöne Isla Huapi |
| hier hab ich gewohnt - links ist das Wohnhaus |
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